Innovation statt Autobahn

Im Zeichen der Coronakrise findet ein massiver Schub für die Digitalisierung von Arbeitsprozessen statt. Viele Mitarbeiter sind angehalten, nach Möglichkeit von zuhause aus zu arbeiten. Home-Office und mobiles Arbeiten werden dadurch immer vertrauter. Auch für die Unternehmen sind damit Kosten- und Produktivitätsvorteile verbunden. Die nun sprunghaft umgesetzte neue Arbeitsorganisation wird auch nach Ende der Pandemie in Teilen beibehalten werden.

Das hat natürlich Auswirkungen auf die Mobilitätsbedürfnisse. Wenn Pendler nicht mehr jeden Tag an ihren Arbeitsplatz fahren oder dabei zeitlich flexibler sind, werden die Verkehrsspitzen deutlich abgemildert werden. Wer fährt dann noch freiwillig zur Rush-Hour?

Auf der anderen Seite stehen Stadt und Land vor großen Herausforderungen, was die finanziellen Folgen der Coronakrise angeht. In diesem Licht erscheint es noch absurder als schon bisher,, wenn man für 700 Mio. Euro den Frankenschnellweg ausbauen will. Nur um tägliche 1,5h Stau zu verringern. Stau, den es durch die Verbreitung innovativer Arbeitskonzepte bald gar nicht mehr geben muss.

Die Stadt Nürnberg wäre daher gut beraten, in die digitale Infrastruktur und die Schulen zu investieren, in lebenswerte öffentliche Räume, in CO2-neutrale Mobilität, in Maßnahmen zu Klimaanpassung. Der alte Ludwigskanal war bei seiner Eröffnung bereits technisch überholt.  Es wäre eine vermeidbare Ironie der Geschichte, wenn just an der Stelle des ehemaligen Kanalhafens eine Schnellstraße gebaut würde, die bei ihrer Fertigstellung 2035 niemand mehr benötigt.